Strukturwandel-Haus heiß diskutiert
16. Dezember 2025
Stadtrat beschließt zusätzliche Sanierungsmittel. FDP schlägt scharfe Töne an. CDU kontert.
Eschweiler. Der Stadtverband der FDP, namentlich Vorsitzender Marcel Bach, hat jetzt die Rechnung für die (laufende) Sanierung) das Hauses Marktstraße 9, städtisches Eigentum, noch einmal „aufgemacht“. Mit großer Verwunderung habe er „das neue Prestigeprojekt unserer geliebten Stadt“ zur Kenntnis genommen, das die Fraktionen der Linken, der Grünen, der SPD und der CDU in der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrates „großzügig beschlossen“ hätten.
Auch wenn ein Großteil der 1,7 Mio Euro Steuern aus Fördermitteln für den ökologisch einwandfreien Bau an der Marktstraße 9 bezahlt werde, bleibe eine stolze Summe von 556.500 Euro Eigenleistung übrig, „die problemlos aus dem Ärmel geschüttelt wird“. Begonnen habe man ohnehin längst und merke erst im Anschluss, dass Gelder endlich seien und man den Rat praktischerweise auch im Nachgang anpumpen könne, der sowieso ja sage, wenn die Verwaltung nur nachdrücklich genug empfehle, schlägt Bach scharfe Töne an.
Und hält den Ton auch bei: „Die sozialistische Volksrepublik Eschweiler wäre gut damit beraten, die Ursachen für fehlende private Investitionen in unserer Stadt zu beheben, anstatt solche Projekte aus eigener Kraft anzugehen. Erst recht nach der Grundsteuererhöhung wäre Kreativität und keine Gießkanne mit Steuergeldern angebracht.“
CDU: Weiteren Schaden abwenden
Auch die neue größte Fraktion im Stadtrat hat der Bewilligung weiterer Mittel für die Sanierung der Marktstraße 9 zugestimmt. Die CDU verteidigt ihr Vorgehen: „Hierbei geht es um eine Entscheidung für verantwortungsvolle Finanzpolitik und den sorgsamen Umgang mit kommunalem Eigentum.“ Die jahrelange Nichtnutzung habe zu einer schwierigen Ausgangslage geführt, die nun konsequent und transparent angegangen werden müsse.
Alle realistischen Alternativen seien sorgfältig geprüft worden. „Ein Abriss hätte erhebliche Rückzahlungspflichten nach sich gezogen. Ein Neubau wäre finanziell für die Stadtkasse deutlich teurer geworden. Bei einem Verkauf, vorausgesetzt es würde sich ein Käufer finden, wäre ein innerstädtischer Standort von zentraler Bedeutung dauerhaft verloren gegangen und hätte ebenfalls Rückzahlungen ausgelöst“, so die CDU-Fraktion. Vor diesem Hintergrund sei die Sanierung die einzig verantwortbare Entscheidung, um weiteren Schaden abzuwenden.
Es sei hingegen richtig, so die Christdemokraten weiter, „dass das Projekt in seiner Entstehung weder wirtschaftlich sinnvoll geplant noch nüchtern abgewogen war“.
Es gehe aber nun darum, eine schwierige Altlast geordnet zu bewältigen und eine tragfähige Perspektive für das Objekt zu schaffen und darum, zu verhindern, dass Versäumnisse der Vergangenheit zu noch größeren Belastungen führen.
Die Sanierung ist mittlerweile längst mit Abbrucharbeiten im hinteren Bereich des Gebäudes gestartet. Das rund 125 Jahre alte Wohnund Geschäftshaus hat die Stadt Eschweiler 2017 erworben, um es als „Haus des Strukturwandels“ öffentlich zugänglich zu machen.
Die sanierte Immobilie soll zukünftig als Zentrum für Information und aktive Beteiligung im nachhaltigen Strukturwandel und zudem als Vorzeige- und Anschauungsobjekt bei der Beratung von sanierungswilligen Hauseigentümern dienen. Das Haus wird ressourceneffizient, kreislaufgerecht und klimaeffizient saniert, weswegen es die Fördermittel gibt. Bis Mitte Januar 2026 werden mit dem Abbruch der rückwärtigen, baufälligen Gebäudeteile zunächst vorbereitende Arbeiten vorgenommen. Im Anschluss sollen nahtlos der Wiederaufbau sowie die umfassende Sanierung des Gebäudes erfolgen. Mit der Fertigstellung rechnet die Stadt aktuell bis Ende 2026. (red)
Eschweiler Zeitung am Sonntag, 14. Dezember 2025



